Dem Vierten Preisträger Erzbischof Haas
zu Vaduz
Im Fürstentum Liechtenstein

Am Fest der Unschuldigen Kinder 1998


Exzellenter ehemaliger Bischof von Chur und künftiger Erzbischof von Vaduz!


Die Zeitschrift imprimatur ehrt Sie, Eminenz , aus innerster Überzeugung mit ihrer höchsten Auszeichnung, dem Senf- Orden in der Klasse extrascharf.

Wir verleihen Ihnen unseren Orden gerade zu dem Zeitpunkt, da die unversöhnlichen Churer auf Ihren zu höheren Ehren berufenen Bisschof ein letztes, mißgünstiges Kesseltreiben veranstalten, und das wegen ein paar Unterschriften, die Sie vor Jahren mit dem schmückenden Beititel Doktor versehen haben. Diese Schweizer, deren Horizont durch Viertausender verstellt ist, können sich nicht vorstellen, daß ein Mann etwas aus sich machen will. Und überhaupt, gehört nicht der Dr. zu einem rechten Diözesanbischof dazu?

Dabei liegen Erklärungen für Ihre vorübergehende Doktorierung auf der Hand: Ist es denn so schwer, sich beispielsweise vorzustellen, daß Ihnen der Nuntius etwa beim Kaffeetrinken offenbart hat, Sie wären wohl einer der allernächsten Anwärter auf eine römische Ehrenpromotion, und schwupp haben Sie bei Ihrer bis dahinigen Kirchenkarriere - kaum wurde Ihnen ein Amt in Aussicht gestellt, schon hatten Sie dasselbe - auch die angekündigte Promotion für erreicht gehalten und sich somit guten Gewissens, wenn auch vorschnell, für einen wahrhaftigen Doktor gewähnt. Ein derartiger Hergang geht unbestreitbar aus der Tatsache hervor, daß Sie den Titel aus eigenem Antrieb, denn Sie wurden ja nicht erwischt, damals wenigstens nicht, wieder abgelegt haben, als die Promotion nicht erfolgte. Aber dem in engen Horizonten lebenden Bergvolk der Schweizer ist die Phantasie abhandengekommen, sich so plausible Erklärungen vorstellen zu können. Diese Saubermänner sehen nur immer Betrug!

Als ob von dem papsttreuesten Bischof der Welt, dessen blinde Ergebenheit unser Heiliger Vater soeben mit der Beförderung zum Erzbischof belohnt hat, derartiges angenommen werden dürfte, ohne daß diese Unterstellung auch als eine Beleidigung seines päpstlichen Schutzpatrons selber, gelten müßte. Um dem vorzubeugen, hat der Heilige Vater in seiner unergründ1ichen Weisheit Sie aus der feindsinnigen Schweizer Bischofskonferenz herausgerettet und Ihnen eine eigene Liechtensteinsche Bischofskonferenz wie die von Deutschland (worin es ja auch sein ergebenster Erzbischof Dyba schwer hat) eingerichtet, in der Sie künftig ungestört von Widerreden immer allein eine 100% Einstimmigkeit herstellen können. Wahrlich ein vom Geist eingegebenes Lösungsmodell, womit der Vatikan seine Getreuesten in Schutz bringen kann. Und doch gibt es unter dem langsamen Volk der Schweizer eine Großzahl, die Ihnen Ihren zugegebenermaßen etwas raschen Schritt zum Doktor als unverzeihliche Hochstapelei auslegen. Dieses rauhe Bergvolk stapelt traditionell vor seinen harten Wintern Holz entlang der Hausfront und nimmt das Wort "hochstapeln" ganz wörtlich.

In Ihrem bisherigen Bistum Chur unterstellt man Ihnen, Eminenz, sogar, Sie würden generell so hochstape1n, daß die Fenster zugestapelt seien, und Sie säßen seit neun Jahren ohne jeden Ausblick nach draußen in Ihrem Bischofspalais wie seinerzeit die verschanzten Burgherren hinter ihren Mauern. Nur die hätten wenigsten Späher auf dem Bergfried sitzen gehabt, um sich von denen die Vorkommnisse aus der Gegend berichten zu lassen. Was sich die engherzigen Schweizer offensichtlich überhaupt nicht vorstellen können, ist, daß ein Bischof unserer römischkatho1ischen Weltkirche überhaupt nicht auf das regionalistische Blickfeld angewiesen ist, denn Sie als Bischof finden ja sowieso zu den ,,Glaubensgeheimnissen'' und dem rechten Verhalten in der frommen Betrachtung, im Hören auf die innere Stimme und die Durchhalteparolen aus dem ewigen Rom.

Wir von imprimatur jedenfalls sehen Sie als den neuen Noe, der in der zugepechten Arche seines bisherigen Bischofs- wie künftigen Erzbischofspalais durchhält bis sich die Wasser der modernistischen Sintflut verlaufen haben, und der danach bei 1871 anknüpfend das Feld der Kirche neu bestellen wird. Dazu noch unsere Ermutigung. Noe hat die furchtbare Flut überstanden, und Sie werden auch die letzten Kübel der Diffamierungen in Chur unberührt abtun, bevor dann im idyllischen Vaduz die Fürstenfamilie selber die schützende Hand über ihren als Landeskind geborenen Erzbischof halten wird und ins Gefängnis sperrt, wer sich in der Schmähung des Erzbischofs einer indirekten Majestätsbeleidigung des Fürsten schuldig macht.

Leider überstieg in Chur gerade während der letzten Wochen die Aggression gegen Sie alle Grenzen. Falls Sie es in der Klause Ihres Palastes nicht mitbekommen haben sollten, wollen wir Ihnen das Faktum berichten, das alle Ihre Freunde aufs tiefste erzürnt hat: Die bisher für seriös angesehene Neue Zürcher Zeitung, druckt tatsächlich Schmähwitze gegen Sie und gibt Sie damit der Lächer1ichkeit preis. Ja, der Gerechte muß viel leiden! Ein Priester hat den Beleidigungswitz am Fernsehen erzählt und die Zürcher, sicher ist ihr Chefredaktor ein Protestant, wie gesagt, hat nichts Schäbigeres zu tun, als ihn weiterzureichen. Wenn auch die NZZ und das ganze Bistum Sie verlassen haben, wir stehen mitsamt Ihrem künftigen Erzbistum auf Ihrer Seite, ehren mit dem Senf-Orden den bisherigen tapferen Widerstand gegen den unter den churer Christen vorwaltenden laizistischen Ungeist und ermutigen Sie, Ihren bisherigen Kampf gegen demokratische Gesinnungen zur Freude Ihres Landesfürsten wie des Heiligen Vaters fortzusetzen und rufen Ihnen zu:

Esto fortis!

Ihre imprimatur-Redaktion

P.S.: Unseren Senf-Orden jedenfalls können Sie offen an der Brust tragen und müssen ihn nicht verstecken wie Ihren Dr. Jetzt, wo Sie schon einmal Erzbischof sind, ist für Sie als höchstem Geistlichen des souveränen Staates Liechtenstein die Kardinalswürde in greifbare Nähe gerückt. Wenn wir Ihnen raten dürfen, machen Sie bitte keinen zu frühen Gebrauch von diesem Ihnen bevorstehenden Titel.


Liebe verehrte Leser,

was den Haas-Witz und sein Nachspiel (wovon im Brief nicht die Rede war) anlangt, wollen wir Sie nicht im Ungewissen lassen. Wir geben Ihnen Witz und Bericht aus der NZZ vom 18./19.10.97 zur Kenntnis:
Unerlaubter Haas-Witz.
Das Fernsehen DRS hätte einen Bischof-Haas-Witz nicht senden dürfen. DRS- Ombudsmann Arthur Hänsenberger stuft die Ausstrahlung als "unfair" und als dem Sendegefäss "nicht angemessen" ein. "Schweiz aktuell" sendete am 12. September 1997 ein Interview mit dem als Haas-Gegner bekannten katholischen Pfarrer von Ibach (Schwyz), Franz Baumann. Dieser fragte die Interviewerin, ob sie den Unterschied zwischen Bischof Haas und einem alten Pneu kenne. Es gebe keinen, gab er selbst die Antwort, denn beide seien aufgeblasen, hätten kein Profil und seien schwer zu entsorgen. (sda)

Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Diese Seite wurde am 24.3.98 von der imprimatur-Webredaktion gestaltet.