Irmgard Rech
„und führe zusammen, was zusammengehört“
Aber bitte nicht Frauen und Männer in ein gemeinsames Priesteramt
Zum derzeitigen Stand der Diskussion um das Diakonat für Frauen


Auf zahlreichen Gedenksteinen zur Heilig-Rock-Wallfahrt des vergangenen Jahres in Trier ist das damalige Leitwort zu lesen: „Und führe zusammen, was zusammen gehört“. Vergleicht man die Bitten der Frauen und ihrer männlichen Unterstützer um ein Dienstamt in der Kirche mit den Antworten der Bischöfe und Kardinäle Deutschlands, auch des Vorsitzenden der römischen Glaubenskongregation, dann spürt man die Angst der Amtsinhaber, es möge doch um Gottes willen keine Zusammenführung von Frauen und Männern in einem gemeinsamen Diakonatsweiheamt geben. Da besteht ja die Gefahr, dies könnte dann die erste Stufe für ein Frauenpriesteramt werden. Alle Gnaden der Ämterweihen gehören den Männern. Es ist dieser Amtsdünkel, der den Dialog mit den Frauen jede Glaubwürdigkeit nimmt. Das ist umso enttäuschender, als die Frauenfrage inzwischen zur Bewährungsprobe für die Reformwilligkeit der katholischen Kirche geworden ist. Beharrt sie weiterhin auf dem Erhalt ihres Systems, dann wird es zu keinen zukunftstauglichen Reformen kommen.

Den Frauen den Dialog um ihre Beteiligung an einem Amt anzubieten, sich dabei aber nicht vom alten System des männlichen Ämterapparates lösen zu wollen, das muss zu Kränkung und Enttäuschung führen und generell an der Dialogwilligkeit der Amtskirche zweifeln lassen. Die Landes- und Fraktionsvorsitzende der CDU in Rheinland-Pfalz, Julia Klöckner, spricht mit mahnender Deutlichkeit aus, welche Stunde es für die Kirche geschlagen hat und was auf dem Spiel steht, nämlich dass Frauen sich eine Verweigerung von Reformen nicht länger bieten lassen und sich von der Kirche distanzieren bis zum Austritt. Daraus spricht das Selbstwertgefühl der jungen modernen Frauen, die das öffentliche Leben in verantwortungsvollen Posten bereits mitgestalten und die in der katholischen Kirche dann keinen Platz finden.


Was aber bieten Kardinal Zollitsch, Kardinal Kasper und Bischof Vorderholzer derzeit den Frauen, die in der Kirche die praktizierende Mehrheit bilden, die Gemeinden vor Ort am Leben erhalten, die caritative Arbeit tragen und jetzt um Zulassung zum Diakonenamt bitten: „Ein spezifisches Dienstamt ohne Weihe“, ein neues nicht sakramentales Dienstamt für Frauen“ (Zollitsch), „keine Funktion am Altar“ (Kasper), „eine Weihe von Frauen zu Diakoninnen ist nicht denkbar“, „das Kirchenrecht schließt Frauen vom Weiheamt aus“ (Vorderholzer). Eine erste Überprüfung der Frage soll es nach Zollitsch erst in drei Jahren geben. „Ein Kindermenu“ nennt das „Wir sind Kirche“, zu ergänzen wäre mit abgestandenem Wein aus alten Schläuchen. Dass dieses Angebot der Bischöfe sehr kärglich ist, das verrät selbst Bischof Vorderholzer gewissermaßen durch die Blume, wenn er meint, eine Äbtissin, Ordinariatsrätin oder Rektorin einer kirchlichen Schule habe wesentlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten als Frauen in einem neuen, nicht sakramentalem Dienstamt.

Dieses Angebot verletzt die Frauen, die gehofft hatten, dass die gesellschaftlich längst auf den Weg gebrachte Geschlechtergerechtigkeit auch kirchlicherseits ihrer Verwirklichung näher gebracht würde. Und es ist ein Verrat am II. Vatikanischen Konzil, das eine Öffnung zur Welt hin gefordert hat. Da fällt einem doch wieder ein, was Karl Rahner damals über das nachkonziliare Verhalten der Bischöfe gesagt hat. Sie hätten, nach Hause zückgekehrt, die Offenheit und Freimütigkeit des Konzils verraten und sich den konservativen römischen Instanzen gebeugt. (so nach H. Vorgrimler, Gotteserfahrung im Leben und Denken Karl Rahners, S. 89) Eine zweitausendjährige männliche Ämterapartheit, die bei diesen als biblisch, d. h. göttlich legitimiert gilt, hat tiefgehende Spuren im Denken und Fühlen der Kirchenmänner hinterlassen. Nachdem heute exegetisch feststeht, dass sich kein einziges kirchliches Amt auf Jesus zurückführen lässt, bleibt nur noch die Berufung auf Jesu Mannsein. Was die theologische Stichhaltigkeit dieses Argumentes angeht, zitiert Johanna Rahner in einem Paulinusartikel (17.02.13) einen Einwand Karl Rahners von 1977: „Das bloße Faktum, dass Jesus ein Mann war, ist hier noch keine Antwort, weil nicht einsichtig wird, dass ein Mensch, der im Auftrag Christi und insofern (aber doch auch nicht anders) ,in persona Christi’ handelt, diesen dabei gerade in seinem Mannsein repräsentieren müsse.“ Und dann weist er darauf hin, dass jeder Versuch, das Vorbehaltensein kirchlicher Ämter für Männer auf die ‚göttliche Schöpfungsordnung’zu gründen, „doch wieder die gleiche Würde, die gleiche Berechtigung der Frau bedroht.“

Inzwischen hat in Koblenz am 19. April, am Festtag der heiligen Katharina von Siena, ein „Tag der Diakonin“ stattgefunden. Veranstalter waren das ZdK (Zentralkomitee der deutschen Katholiken), die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB), sowie das „Netzwerk Diakonat der Frau“. Auf diesem Aktionstag gab es kein Sich-Bescheiden mit einem „Kindermenu“. Seine klare Botschaft lautet, man werde auch künftig „von der Vision eines gleichberechtigten, gleichwertigen und partnerschaftlichen Miteinanders von kirchlichen Amtsträgern – Männern wie Frauen – nicht lassen.“ Mut zu dieser Festigkeit hat ihnen die Regensburger Kirchenrechtlerin Prof. Dr. Sabine Demel gemacht: „Die Zulassung von Frauen zur Diakonatsweihe ist nicht nur rechtlich und theologisch unbedenklich, sondern ein Gebot der Stunde, um den Zeichen der Zeit gerecht zu werden.“

Und Sylvia Dyballa vom „Netzwerk Diakonat der Frau“ zitierte die heilige Katharina: „Gebt euch nicht mit Kleinem zufrieden. Gott erwartet Großes von euch.“


© imprimatur Juli 2013
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