Nordirischer Bischof begrüßt vatikanischen Bericht zu Missbrauch

Zerknirscht und mit vielerlei guten Vorsätzen reagiert die irische Kirche auf einen Untersuchungsbericht aus dem Vatikan. Visitatoren hatten im Auftrag des Papstes 2011 die kirchlichen Einrichtungen Irlands durchleuchtet – eine Reaktion auf die schweren Missbrauchsskandale. Am Dienstag veröffentlichte der Vatikan nun in Zusammenfassung den Abschlussbericht der Prüfer, mit zum Teil schweren Vorwürfen an die irische Kirche. Sie habe in der Vergangenheit beim Umgang mit Missbrauchsfällen oft schwerwiegend versagt, in den neunziger Jahren allerdings habe sich das Blatt dann zum Besseren gewendet. John Mc Areavey ist Bischof von Dromore in Nordirland. Er sagt im Interview mit Radio Vatikan an diesem Mittwoch:

„Uns wird klar, was für ein massives Trauma dieses ganze Thema von Kindes- und Jugendlichen-Missbrauch bedeutet. Und auch wenn das jetzt die Kirche auf allen Ebenen bis zu den Pfarreien betrifft: Die schwerste Bürde wird von den Opfern getragen und ihren Familien. Mit ihnen zu sprechen und auf ihre Bedürfnisse einzugehen, ist und bleibt die erste Priorität der Kirche hier.“

Die Visitatoren schlagen in ihrem Bericht unter anderem eine größere Rolle für die Laien vor und eine bessere Ausbildung von Priestern. Dazu sagt der nordirische Bischof:

„Die nächste Generation von Priestern kommt in eine Lage, die sich von der meiner Generation stark unterscheidet. Darum muss die Kirche dafür sorgen, dass diese angehenden Priester sich über ihre Identität sehr im Klaren sind und dass sie eine deutliche Vorstellung von der Würde und dem Schutz von Kindern haben, moraltheologisch und kirchenrechtlich unterfüttert. Sie müssen auch seelsorglich besonders hellhörig sein für Menschen, die in ihrer Kindheit missbraucht worden sind.“

Neue Richtlinien zum Umgang mit Missbrauch, Bußgottesdienste, im Juni der Eucharistische Weltkongress in Dublin: Es ist ja nicht so, als wäre die irische Kirche jetzt untätig beim Werben um neues Vertrauen. Aber die Krise geht tief, vor allem die Zahl der geistlichen Berufungen ist richtiggehend eingebrochen. Und das nicht erst seit Bekanntwerden der Missbrauchsskandale, und auch nicht nur in der Irischen Republik, sondern eben auch in Nordirland.

„Um ehrlich zu sein: Ich habe im Moment nur zwei Seminaristen in meinem Bistum; seit zwölf Jahren bin ich Bischof hier, in der Zeit habe ich nur einen einzigen Mann zum priesterlichen Dienst in diesem Bistum geweiht! Daran sieht man, dass das Problem des Berufungen-Schwunds nicht nur den Süden Irlands betrifft, sondern auch uns hier im Norden. Ich sehe allerdings doch mehrere Anzeichen, dass man sich für die Zukunft der irischen Kirche Hoffnung machen darf. Vor allem hat es ein unglaubliches Erwachen von Engagement bei den Laien gegeben, was den Bereich des Kinderschutzes betrifft; das lässt für die Zukunft hoffen, dass Laien zu einer Erneuerung der Kirche einen massiven Beitrag leisten.“

Der Bischof ist außerdem überzeugt davon, dass es in Zukunft eine reibungslose Zusammenarbeit der Kirche mit den Behörden bei Missbrauchsfällen geben wird. In der Vergangenheit sei das „aus historischen Gründen“ zumindest in Nordirland „sehr schwer gewesen“, es habe nicht genug Vertrauen zu den Behörden geherrscht, gibt Mc Areavey zu. Doch das sei jetzt vorbei, mittlerweile gebe es eine routinierte, eingespielte Zusammenarbeit. Und auch das sei auf längere Sicht ein Zeichen der Hoffnung für die irische Kirche. (rv)


© imprimatur Juli 2012
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