Stefan-B. Eirich, Rektor im ZdK
Von Schafen und Hirten
Zum Verhältnis von Laien und Priestern
Da heißt es unter anderem: Perspektivwechsel

Was könnte das für unsere Kirche in einer Krisenzeit, die von den ebenso zaghaften wie zerbrechlichen Hoffnungen auf den Dialog zwischen "Hirten" und "Schafen" geprägt ist, bedeuten? Was heißt dies für die katholische Kirche als ganze und ihr Bekenntnis zur eigenen Erneuerungsbedürftigkeit, was für die Katholiken in Deutschland, die 2012 in Mannheim "einen neuen Aufbruch wagen" wollen? Welche Auswirkungen hätte es auf das Selbstverständnis und Selbstbewusstsein der so genannten "Laien", wenn die "Hirten" wie im wirklichen Leben den besten "Riecher" für gute, Leben spendende Nahrung in aller Gelassenheit ihrer Herde zugestehen könnten?

Würde es kirchliche Amtsträger nicht enorm entlasten und ihr Hirtenamt "lebbarer" machen, wenn sie es vom Kerngeschäft der echten Hirten her verstünden: nämlich immer wieder auf die Weideplätze, d. h. in die verschiedenen Lebensumfelder der ihnen anvertrauten Menschen zu gehen und ihre Stimme hören zu lassen – aber nicht, um den Menschen voranzugehen und ihnen mit Exklusivität zu sagen, wo’s lang geht und was sie zu ihrem Glück brauchen, sondern einfach, um sie immer wieder zusammenzurufen und mit der Botschaft des Evangeliums daran zu erinnern, in welcher Richtung es ein Zuhause gibt? Könnten sie nicht auf der Grundlage eines gelassenen Leitungsverständnisses mit größerem Gottvertrauen darauf achten, dass sich wirklich alle Tiere der Herde nach einem individuell zuhöchst unterschiedlichen Tag am abendlichen Sammelplatz wiederfinden: die schnellen neben den langsameren, die wagemutigen neben den bodenständigen, die schwarzen Schafen neben den weißen. Ganz davon abgesehen, dass die "Hirten" nun mehr Zeit hätten, sich dem Teil der Herde zuzuwenden, der ihrem Blick schon lange entschwunden ist. Theologisch gesehen verbirgt sich hinter diesen Fragen nichts anderes als die Erkenntnis, dass, je ernster man den Laien, seine ureigene Berufung zur Heiligkeit und sein in der Taufe begründetes unverwechselbares Apostolat sowie seinen "Glaubensriecher" nimmt, sich desto problemloser die Identität der "Hirten" erschließt. Sie besteht im Kern in der lebendigen Vergegenwärtigung des einen wirklichen Hirten als dem elementaren Dienst an der Würde und Berufung der "Schafe".

Karikatur:


„Wenn die Kirche nicht mehr mit der Realität übereinstimmt, muss man die Realität ändern“


© imprimatur Dezember 2011
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