Leserforum

Geht’s nicht billiger?
Zu den Kosten des Papstbesuches

In der Presse konnte man lesen, dass der Generalkoordinator des Papstbesuches, P. Hans Langendörfer SJ, die Kosten der viertägigen Visite des Papstes in Deutschland vom 22. bis zum 25. September auf bis zu 30 Millionen Euro (!) allein für die katholische Kirche beziffert. Nicht eingerechnet sind die Kosten, die der Bundesrepublik und dem Land Berlin durch diesen Papstbesuch entstehen. Es stellt sich die Frage, ob diese Summen angesichts der notwendigen Sparmaßnahmen, Stellenstreichungen und finanziellen Einschränkungen vor allem bei den sozialen Einrichtungen in den Bistümern, der lächerlich kleinen Entschädigungssumme von je 5.000 Euro pro Opfer von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche in Deutschland, besonders aber angesichts der Not in der Welt und der furchtbaren Hungerkatastrophe am Horn von Afrika überhaupt noch zu verantworten ist.

Könnte es nicht möglich sein, dass die vermeintlich nachhaltige positive Wirkung solcher "Events" bei weitem aufgehoben wird durch den negativen Eindruck der Kosten und des Prunks bei solchen Auftritten des "Stellvertreters Christi", bei denen das Bild des armen Wanderpredigers aus Nazareth kaum mehr zu erkennen ist? Wird die Vertrauenskrise in unserer Kirche nicht gerade durch solche byzantinische Prachtentfaltung verschärft?

Heribert Hürter
Pfarrer i. R.
Bad Neuenahr-Ahrweiler


Brüderliche Kritik am Papst selbst
Betr.: Brief von Bischof Pedro Casaldagliga an Papst Johannes Paul II. 1986, veröffentlicht in Imprimatur 5/20ll

Der lange Brief von Bischof Casaldagliga aus Brasilien an Papst Johannes Paul II. aus dem Jahre 1986, veröffentlicht in Imprimatur 5/20ll, hat mich sehr berührt.

Sein mutiger Einsatz für die Menschen, für die Armen und Unterdrückten, im Dienst der Kirche - aber auch sein Leiden an dieser Kirche, insbesondere an Praktiken der römischen Kurie, incl. Nuntiatur, und auch am Verhalten des Papstes selbst. Bei aller Offenheit und Deutlichkeit aber ein taktvoller und respektvoller Stil.

Bei der "brüderlichen Kritik am Papst selbst", u.a. seine "Hoheitstitel", ist mir ein Erlebnis aus der Schulzeit vor etwa l0 Jahren eingefallen.

Ich habe in der Grundschule gegen Ende einer Religionsstunde mit den Kindern noch ein kleines Quiz gemacht und habe dabei auch die Frage gestellt:

Wie heißt unser heiliger Vater? Dabei wollte ich den Namen des Papstes abfragen. Ein Kind meldet sich und antwortet: Gott! Das war für mich ein Schlüsselerlebnis. Seit diesem Tag habe ich nie mehr für den Papst die Bezeichnung "Heiliger Vater" verwendet. Sie gebührt ihm nicht und keinem Menschen, egal ob in neutestamentlichen Briefen die Christen gelegentlich "Heilige" (=Geheiligte) genannt werden. Im Johannesevangelium spricht Jesus im hohepriesterlichen Gebet Gott an mit "Heiliger Vater". Damit ist für mich dieser Titel ein für allemal besetzt.

Karl Josef Wendling, Pfr.i.R., Bous


© imprimatur Oktober 2011
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