Horst Hohmann
Gewalt unterm Kirchendach
(Fortsetzung von Nr. 3/2010)

Lieber Joseph!

Amtsmissbrauch

Ich habe es immer für sehr schön und angemessen gehalten, wenn man den Papst "Diener der Diener Gottes" nennt. Ein Amt, lieber Joseph, übernehmen wir nicht, damit wir uns "gepinselt" fühlen oder meinen, etwas Besseres zu sein als andere. Hier in Brasilien kommt es immer mal wieder vor, dass Dich jemand anfährt und vorwurfsvoll fragt: Weißt Du nicht, wer ich bin?! Selbiges geschieht, wenn Du es nach Ansicht der "Amtsperson" am gebührenden Respekt fehlen lässt. Ich sage dann immer: Mein lieber Freund, eines ist sicher, Jesus bist Du nicht! Ich erzähl Dir eine wahre Geschichte, die ich von einem holländischen Missionar auf einer Reportagereise in Tansania hörte. Dieser Missionar war auf dem Weg in ein Dorf in der Nähe von Tabora. Als er eine Brücke überquerte, sah er einen toten Körper im Fluss. Er setzte seine Reise fort und machte im Dorf Meldung. Zunächst Schweigen, dann Kopfnicken und schließlich das schreckliche Bekenntnis: Der Tote ist unser ehemaliger Bürgermeister. Er hat seinen Ugali (Maisbrei, das Hauptnahrungsmittel) allein gegessen! Klar, lieber Joseph, dass wir bei Amtsmissbrauch hier nicht zur "Lynchjustiz" aufrufen wollen. Gott bewahre! Doch erinnern darf man schon daran, wie in den Kulturen aller Kontinente es als die "heiligste" Aufgabe der Chefs angesehen wird, dem Wohl der ihnen anvertrauten Menschen zu dienen.

Amtsmissbrauch findet statt, wenn man Menschen, die sich in einem dringenden Anliegen und in ehrlicher Absicht einem Amtsträger nähern, die Tür vor der Nase zuschlägt, während andere Bittsteller freundlich "hereingebeten" werden. Hier Beispiele:

Voriges Jahr wollten die Initiatoren einer Petition, die von über 54.000 besorgten Katholiken aus aller Welt unterzeichnet worden war, der römischen Glaubenskongregation das Schriftstück übergeben, weil sie "Geist und Buchstabe wichtiger Dokumente des 2. Vatikanischen Konzils in Gefahr" sahen. Die Delegation wurde abgewiesen. In 1998 überreichte die ultrakonservative Chefin der "Christlichen Mitte", Adelgunde Mertensacker, zu Händen von Kardinal Ratzinger eine Petition mit 9.000 Unterschriften, in der gegen die Muslime gehetzt und die Forderung erhoben wurde, Texte des 2. Vatikanischen Konzils umgehend zu ändern, in denen vom "gemeinsamen Gott" aller Menschen guten Willens die Rede ist. Dass beide Delegationen von Beamten des Vatikans völlig unterschiedlich behandelt wurden, ist glatter Amtsmissbrauch und für die Unterzeichner von letztem Jahr "ein Schlag ins Gesicht"!

Psychoterror

War es voriges Jahr oder schon vor zwei Jahren, dass der Vatikan die "Vorhölle" abgeschafft hat? Einfach so, wie man beim Fußball einen Spieler vom Platz holt! Ungetaufte Kinder, so hieß es lakonisch, kommen jetzt sofort in den Himmel. Hast Du Dir von Deinen Eltern mal erzählen lassen, wie viel Angst und Schrecken man den einfachen Christen eingejagt hat, wenn von der Kanzel herunter das " Verbrechen" gegeißelt wurde, Neugeborene ungetauft der "Ewigen Verdammnis" zu überlassen?! Viele Väter und Mütter haben sich unter der Last dieses Psychoterrors für den Rest ihres Lebens einen Knacks geholt und sich bis aufs Sterbebett schwere Vorwürfe gemacht. Hast Du zufällig aus Rom ein Wort der Entschuldigung oder des Bedauerns gehört? Streichen die "Vorhölle", ohne mit der Wimper zu zucken!

Joseph, hast Du eine Vorstellung, wie viele Menschen mit schweren Schuldgefühlen herumlaufen, weil man ihnen gesagt hat: Du hast Christus mit ans Kreuz geschlagen! Du warst einer von denen, die ihn verleugneten! Wir können ja nur ganz schwach erahnen, wie viele Menschen durch die "Katechese" der Kirche Sex zeitlebens als etwas Schmutziges oder als eine "unvermeidbare Schweinerei" betrachtet haben?! Oder schwere Gewissensbisse bekamen, wenn sie nach einem ehelichen Geschlechtsverkehr dem Partner sagten: Schön wars!? Manchmal danke ich dem lieben Gott, dass ich derzeit in keinen der "lautlosen Kriege" verwickelt bin, die von "Söldnern" des Vatikans an der "Abtreibungsfront", in Forschungslaboren, an Theologischen Fakultäten oder im Kommunikationswesen geführt werden. Da wird Druck ausgeübt. Da wird mit "Karriere-Einbrüchen" gedroht oder mit ein paar "ganz hässlichen Internet-Veröffentlichungen". Ich werde nie vergessen, wie der Erzbischof der nordost-brasilianischen Millionenstadt Olinda-Recife, Joao Sobrinho Cardoso, Anfang vorigen Jahres ein neunjähriges Mädchen, das vom Stiefvater mit Zwillingen schwanger war, unter dem Beifall hoher römischer "Würdenträger" (u.a. Kardinal Ré!) für seine Anti-Abtreibungs-Kampagne missbrauchte und der Mutter der Kleinen mit einem Prozess "wegen Beihilfe zum Mord" drohte. Unglaublich, wie in diesem Fall die materielle und seelische Not einer ganzen Familie instrumentalisiert wurde - ohne jede Scham! "Dabei hatte ich doch schon das Tauffest für die Zwillinge vorbereitet", erklärte Cardoso zynisch in einem Interview fürs hiesige Wochenmagazin "Veja". Und die Beerdigung der Neunjährigen, die die Geburt mit Sicherheit nicht überlebt hätte?!

Lieber Joseph, ich kenn mich in der vatikanischen Bürokratie ja überhaupt nicht aus. Aber so wie es aussieht, sitzen dort drin schon einige Leute mit einem "total kranken Hirn" - Leute, die diese ganzen Terrormaßnahmen erfinden, die sich ausdenken, welchen Knüppel man wann und wie lange aus dem Sack holen muss, um das Kirchenvolk zu "kontrollieren".

Immerhin erklärte Benedikt XVI. zum Weltfriedenstag 2006: "Die Anmaßung, das, was man selbst für die Wahrheit hält, anderen gewaltsam aufzuzwingen, bedeutet, dass dadurch die Würde des Menschen verletzt und schließlich Gott, dessen Ebenbild er ist, beleidigt wird". Schön wäre es, wenn die engsten Mitarbeiter des Papstes schon mal anfangen, ihren Chef beim Wort zu nehmen!

Was nicht passt, wird passend gemacht: In der griechischen Mythologie wird von dem attischen Schmied Prokrustenes berichtet, der müde Wanderer, die des Weges kamen einlud, auf seinem Eisenbett zu nächtigen. Wer kürzer war als das Bett, wurde von ihm gestreckt; wer zu lang war, wurde um ein oder mehrere Gliedmasse gekürzt - in beiden Fällen unter unsagbaren Schmerzen "passend" gemacht. Leute wie Prokrustenes waren in der Kirche immer fester und unkündbarer Bestandteil des Verwaltungsapparates, weil von ihren "Künsten" nicht selten der Erhalt der Macht abhing. Sie wussten und wissen auch heute noch, dass man mit schlauer Personalpolitik seine "Hausmacht" überall in der Weltkirche sichern bzw. zu seinen Gunsten verändern kann. Man beruft Leute auf vakante Bischofsstühle oder in die päpstlichen Nuntiaturen, die der römischen Zentrale gegenüber absoluten Gehorsam und unerschütterliche Treue bewiesen haben. Notorische Ja-Sager erhalten den Vorzug, wenn Theologische Lehrstühle besetzt werden. Wo der Vatikan früher sagen musste, "das passt uns aber nicht", kann er nach solchen chirurgischen Eingriffen aufatmen und erklären: "Jetzt passt es wieder!"

Selten wurde in der Kirche soviel "passend gemacht" wie unter der Ägide Johannes Paul II. und seines engsten Beraters Joseph Ratzinger. Kein einziger Synodentext, kein einziges Programmpapier regionaler Bischofskonferenzen. kein einziger Schriftsatz der Vereinigungen männlicher und weiblicher Orden ging in Druck, ohne dass die Vorlagen im Vatikan nach Geist und Inhalt umgeschrieben bzw. "vergewaltigt" wurden. In den 80er Jahren klagte mir ein Franziskaner in Sao Paulo: "Ich weiß gar nicht, warum wir uns bei unseren wochenlangen Beratungen so viel Mühe gemacht haben! Manche Passagen unseres Textes erkennst Du nicht mehr wieder!"

Es wäre unredlich, die versteckte und offene Gewalt zu verschweigen, die gerade in den vergangenen 45 Jahren Texten des 2. Vatikanischen Konzils sowie seriösen Befunden der historischen Bibelforschung angetan wurde. Ich weiß, Joseph, dass das ein ganz heißes Eisen ist. Aber schließlich hat unsereins auch Augen im Kopf, und wenn mir jemand sagt "Es regnet", wenn draußen die Sonne von einem blauen Himmel scheint, glaub ich ihm natürlich nicht.

Gerhard Ludwig Müller, der Bischof von Regensburg, kann sich beruhigen, denn ich werde nicht behaupten, der deutsche Papst wolle die Kirche "hinter das 2. Vatikanische Konzil zurückführen". Was er wirklich will, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass er mich und viele andere "sehr verwirrt" zurücklässt, wenn er sich abfällig über die Jahre nach diesem Konzil äußert (und damit natürlich auch über die Millionen Katholiken, die sich in diesen Jahren zum ersten Mal wieder mit großer Freude in der Kirche engagierten!). Wieso ist in Benedikts Enzyklika "Spe salvi" (über die Hoffnung) kein einziges Zitat aus der großartigen Pastoral-konstitution des 2. Vatikanischen Konzils "Gaudium et Spes" zu finden? Liegt es vielleicht daran, dass unserem Papst die Konzilsväter einfach zu sehr auf die "Welt von heute" zugegangen sind? Wieso wird die Kollegialität, die das Konzil fordert, nicht praktiziert und warum werden stattdessen die Brüder im Bischofsamt zu reinen Befehlsempfängern degradiert?! Wieso wird in der skandalösen Erklärung "Dominus Jesus" gegen die Absicht der Konzilsteilnehmer einfach behauptet, dass die katholische Kirche die von Jesus Christus gegründete Kirche ist ("est") und nicht, dass in ihr die von Jesus gestiftete Kirche verwirklicht wird ("subsistit")? Nur um den evangelischen Christen sagen zu können: Sorry, Fehlanzeige, ihr seid keine Kirche?! Nur um zusammen mit den Piusbrüdern wieder erklären zu können, dass es "außerhalb der Kirche kein Heil" gibt?! Mein lieber Freund, da wird weginterpretiert und "herunterinterpretiert" (um einen Lieblingsausdruck des Theologen Joseph Ratzingers für seine Gegner zu gebrauchen), dass einem Hören und Sehen vergeht. Und die Laien, Leute wie Du und ich, von denen das 2. Vatikanische Konzil mit solcher Hochachtung sprach, wo sind sie denn? Nicht wieder dort, wo sie vor dem 2. Vatikanischen Konzil waren? Oder fast wieder dort, wenn man Kirchenführern wie dem Regensburger Bischof Müller noch ein wenig Zeit lässt!? Es wird schon bald wieder "passen" - egal wie viel aufrechte Frauen und Männer auf der Strecke bleiben!

Joseph, hast Du das Buch Benedikt XVI. über "Jesus von Nazareth" gelesen? Weißt Du, immer wenn ich als Journalist Porträts oder Reportagen schrieb, stellte ich mir zwischendurch die Frage: erkennen sich die Menschen, von denen ich rede, darin wieder? Müßig zu fragen, ob sich Jesus in Ratzingers Buch wieder erkennt. Ich jedenfalls musste traurig feststellen, dass da ein Jesus ohne Ecken und Kanten übrig geblieben ist, ein Jesus mit gestutzten Flügeln. Man ist fast versucht, ketzerisch zu fragen: Hätten sie diesen Jesus damals ans Kreuz geschlagen? Ich vermute mal, dass da dem Autor der biblische Jesus streckenweise nicht so ganz ins philosophische Konzept passte.

Tausende von Priesterkinder - "vaterlos"

Du kannst Dir bestimmt vorstellen, dass das eines der ganz großen Tabu-Themen in unserer Kirche ist. Wie sagte mein Vater oft, wenn es keiner gewesen sein wollte: "Da herrscht mal wieder großes Schweigen im Wald!" An der Sache, lieber Joseph, gibt es absolut nichts zu beschönigen - genauso wenig wie am sexuellen Missbrauch von Minderjährigen. Tausende von Priestern, die Väter wurden, mussten auf Befehl ihrer kirchlichen Vorgesetzten in ihrem Amt bleiben. Sie wurden sozusagen von ihrer Verantwortung "dispensiert", mit Mutter und Kind eine Familie zu gründen. Die Mütter, die man durchweg als "Flittchen" betrachtete, weil sie ja "einen Priester ins Unglück gestürzt" hatten (so als ob alles nur gegen den Willen der Priester geschehen wäre!), wurden auf schamloseste Weise zum Schweigen gebracht. Vielen von ihnen fehlte in der Folgezeit sowohl die Kraft als auch der Mut, Alimente einzuklagen. Verängstigt und eingeschüchtert folgten sie den rüden Aufforderungen aus den Generalvikariaten bzw. aus den Ordensniederlassungen, den "Bankert" allein aufzuziehen und - bittschön - jeglichen "Schaden" von der Kirche fernzuhalten. Tausende von Kindern wuchsen und wachsen vaterlos auf, nur damit das Image der Kirche nicht leidet. Die Leiden der Kinder waren und sind zweitrangig und wurden in diesem "Kriminalstück" bislang noch nicht zur Sprache gebracht.

Man fragt sich, was Jesus wohl unternehmen würde, um die Betroffenen aus ihrem Tal der Tränen rauszuholen. Im Buch von Joseph Ratzinger steht das nicht drin, weil dort keine "schmutzige Wäsche" auf die Leine kommt. Aber Du kannst Gift darauf nehmen, lieber Freund, der Mann aus Nazareth würde nicht ruhen, bevor alle diese Verbrechen aufgeklärt und den Opfern wenigstens "ansatzweise" Gerechtigkeit widerfahren ist.

Maulkorberlasse und Prügel für Propheten: Nach allem, was ich da bis jetzt so aufgelistet habe, werden die meisten Zeitgenossen verstehen, warum die Kirche schon immer aufmüpfigen Christen Maulkörbe verpasste und ihre Propheten diffamierte. Für uns Journalisten, das sag ich gleich offen heraus, die wir uns schreibend und sprechend einmischen, die wir Fragen stellen, wo Unklarheit herrscht, die wir nachhaken, wenn Dinge im Dunkeln bleiben, ist jede Art von "Maulkorb" absolut tödlich.

Dir wird - in einem übertragenen Sinn - jeglicher "Biss" genommen. Du wirst zerstört. Du wirst zu einem Hund degradiert, der aufhört zu bellen und keinen Alarm mehr schlägt, wenn Herrchen sagt: "Bello, bei Fuß!"

Man kann es nicht laut genug sagen, mein Freund: Maulkörbe und die damit einhergehenden Berufsverbote, zählen zu den schlimmsten Erniedrigungen von Menschen durch Menschen. Sie haben mit christlicher Ethik rein gar nichts zu tun. Auch wenn zynisch von "Buß-Schweigen" die Rede ist.

Das 2. Vatikanische Konzil hat vor allem den Ordensgemeinschaften eine prophetische Rolle in der Kirche zugedacht. Man war mit Recht davon ausgegangen, dass die Orden wegen ihrer Statuten kirchenrechtlich über eine größere Freiheit verfügen und daher auch schon mal eher "dazwischen rufen" könnten als andere Korporationen oder Einzelpersonen. Doch diese Auffassung hat sich als falsch erwiesen. Schon wenige Jahre nach dem Konzil begann eine systematische Überwachung der Ordensgemeinschaften durch die Kurie, und wer zu laut redete oder gar "ungebührliche Lehren" verkündete, wurde in kirchliche "Beugehaft" genommen. Jahrelang lehnte der Vorgänger von Benedikt XVI. die früher regelmäßig stattfindenden Treffen mit der Vereinigung der Ordensoberen ab. Vatikandiplomaten erklärten vielsagend, dass "derzeit kein Gesprächsbedarf" bestehe. Genau genommen handelte es sich um eine großangelegte Unterdrückungsmaßnahme, wie sie besser kein Geheimdienst eines totalitären Systems hätte durchziehen können.

Wer querdenkt oder seine Finger in offene Wunden legt, wird gnadenlos verfolgt. Du wirst zum "Fall für den Psychiater" erklärt, Dir wird "krankhafte Geltungssucht" angedichtet, Du wirst telefonisch und schriftlich anonym beschimpft und bedroht. Und oft sind es "Dritte" (angeheuert von den vatikanischen oder diözesanen Hintermännern), die die Dreckschleuder gegen Dich bedienen. Wer da trotz aller Anfeindungen nicht einknickt und klein beigibt, wie zum Beispiel der ehemalige Afrika-Missionar Gregor Boeckermann, der seit Jahren vor der Deutschen Bank in Frankfurt unbeirrt an die "Leichen im Keller des Kapitalismus" erinnert, kann man einfach nur bewundern.

Quirlige Geister, Querdenker und Mahner gehören nach meiner Auffassung nicht "unter Quarantäne", sondern in jeder Institution sollte man dankbar sein, dass es sie gibt. Es bringt absolut nichts, Propheten mundtot zu machen. Wir brauchen sie, um die Zeichen der Zeit zu deuten. Wir brauchen ihre Warnungen, um nicht wieder in "unserem eigenen Mief" zu ersticken. Weil Propheten ein besonderes Gespür für Gefahren und Fehlentwicklungen haben, sollte man sie nicht als "Nestbeschmutzer", sondern als "Leuchttürme in der Brandung" betrachten. Wir können nur hoffen, lieber Joseph, dass irgendwann in naher Zukunft in der Kirche genauso wie in der "ach so bösen Welt" das "Recht auf übergesetzlichen Widerstand" ernst genommen, und die menschenrechtswidrigen kirchlichen Gerichtsverfahren abgeschafft werden!

Systematische Ausgrenzung von Frauen

Was die Frauen in der Kirche anbelangt, so rede ich hier erst mal nicht über Ordinariatsrätinnen. Die gibt es noch. Einige wenige. Aber auch diese wenigen haben jetzt bereits große Angst, dass man sie (wie mir eine dieser "Raritäten" unlängst schrieb) bei der nächsten Sparmaßnahme rausdrücken wird ("Leider sehen wir uns gezwungen ...!"). Genauso wie beim Thema Bier und Frieden bleibt mir nichts anderes übrig, als ein paar Fakten der Kirchengeschichte in Erinnerung zu rufen. Hier in Südamerika sähe die Kirche verdammt alt aus, ja es würde sie vielerorts gar nicht mehr geben, hätten nicht die Frauen die Fäden zusammengehalten. Als sich Jahrzehnte lang in ihren Dörfern und Städten nichts "Geweihtes" mehr sehen ließ und kein Priester die Eucharistie feierte, bestärkten sie ihre Gemeinden im Glauben. Die Katechese der Frauen war zudem allumfassend - sie reichte vom Kochtopf bis zum Weihwasserbecken, und sie ließen - auch ohne männliche Ratschläge - nichts anbrennen. Vielen Kirchenoberen sind solche Ausflüge in die Geschichte inzwischen sehr peinlich, beweisen sie doch, dass Frauen durchaus "ihren Mann stehen" können, bzw. dass sie auch ohne die Männer "Suppe auf den Tisch" bringen. Zu behaupten, Jesus habe keine "Frauen"-Priester gewollt, ist, mit Verlaub, Geschichtsfälschung. Jesus hat überhaupt keine "Priester" gewollt. Das ist das Ergebnis seriöser Bibelexegese.

Zugegeben, wir Männer alle, Du, der Sozialisten-Sepp und auch ich - wir reißen gelegentlich unsere Witze über die Frauen, wie zum Beispiel der, den ich gestern gehört habe: Junggeselle hängt am Vorabend seiner kirchlichen Trauung ein Schild an sein Gasthaus "Morgen wegen Familienfeier geschlossen". Am Tag nach der Hochzeit erscheint ein anderes Schild "Jetzt unter neuer Geschäftsführung"! Wir können einfach nicht leugnen, dass uns Männern "tief drinnen in unserer Seele" die Frauen nicht ganz geheuer sind !!! Kaum heben unsere Frauen die Hand oder beginnen zu reden, fürchten wir "Machtverlust". In der Kirche war und ist das nicht anders.

Ich habe oben schon angedeutet, wie Ordensfrauen in der Kirche behandelt werden. Sie sind immer von männlichen Aufpassern umgeben, die allerdings jedes Mal dann schnell wegschauen, wenn Nonnen (weil aids-frei) von Priestern und Bischöfen vergewaltigt und dann - um "Skandale" zu vermeiden - weit weg geschickt oder zur Abtreibung überredet werden. Joseph, das ist nicht erfunden. Das ist die pure, hässliche Wahrheit. Ich kenne persönlich nicht nur einige der Täter und Opfer, sondern auch einige Orte solcher Verbrechen. Mehr brauch ich Dir darüber nicht zu sagen.

Unser lieber Kardinal Meisner aus Köln hat vor einigen Monaten ja mal wieder die "Katze aus dem Sack" gelassen und uns gesagt, wofür Frauen in der Kirche nützlich sind: Er ernannte die Frau aller Frauen, die Gottesmutter, zur "Oberwaschfrau der Weltkirche" und Deine und meine Frau zu ihren demütigen Gehilfinnen. Wundert es Dich eigentlich noch, dass der liebe Gott in letzter Zeit immer öfter in schallendes Gelächter ausbricht?! Doch ein ums andere Mal entschuldigt er sich dafür, weil das ja alles überhaupt nicht zum Lachen ist.

Lieber Joseph, ich will jetzt Schluss machen. Bestell dem Sozialisten-Sepp viele Grüße von mir und sag Deinen Kolleginnen und Kollegen vom Redaktionsteam der "imprimatur", dass sie einen alternativen Friedensnobelpreis verdienen. Wenn es Euch nicht gäbe, müsste man Euch erfinden und kirchenintern "unter Naturschutz" stellen. Wenn ich demnächst mal wieder besuchsweise in Deutschland bin, werde ich unter meinen Freunden tüchtig Propaganda für Euch machen. Gott segne Euch und Eure Arbeit!

Herzlichst Dein Horst Hohmann, Brasilien

(Horst Hohmann ist kirchlich engagierter Journalist. Im Ruhestand. Vor fünf Jahren mit seiner Familie von München nach Curititiba/Südbrasilien umgezogen - aber irgendwie doch in der ganzen Welt zuhause. Katholisch im besten Sinne des Wortes.)


© imprimatur Oktober 2010
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