Personen, Fakten, Trends

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch zur Debatte über den Einsatz in Afghanistan
Kirchliche Ratschläge für andere oder gilt es auch für die Kirche?

Einer der Gründe, warum dieser Debatte allzu lange ausgewichen wurde, war offenkundig die Sorge, man würde der deutschen Bevölkerung diesen Einsatz nicht ungeschminkt vermitteln können. Bisweilen ist dies mit der Frage verbunden: Besitzen demokratische Gesellschaften überhaupt die für solche Einsätze erforderliche Durchhaltefähigkeit?
Dazu ist zu sagen: Demokratische Gesellschaften bedürfen der öffentlichen Auseinandersetzung und des Austauschs der Argumente. Gerade darin erweisen sich ihre Stärke und auch ihre Lernfähigkeit.
Nur durch eine echte und wahrhaftige öffentliche Debatte kann die Bevölkerung von erforderlichen und gegebenenfalls auch schmerzhaften Schritten überzeugt werden. Zu einer solchen Debatte gehören unabdingbar auch die ethischen Gesichtspunkte. Diese ethischen Gesichtspunkte und damit auch die Begrenzungen, denen politisch-militärisches Handeln unterliegt, dürfen nicht der Eigendynamik des Politischen und Militärischen zum Opfer fallen. Aus dieser Perspektive betrachtet, scheint uns die in der Bevölkerung abnehmende Zustimmung zum Afghanistan-Engagement Deutschlands Ausdruck für zweierlei zu sein:
Einer grundsätzlichen und durchaus begrüßenswerten zivilen Reserve gegen militärische Einsätze. Sowie Resultat des Versagens der Politik und der öffentlichen Meinungsträger, einen angemessenen gesellschaftlichen Diskurs zu führen.
Die Afghanistan-Debatte lehrt uns etwas sehr Grundsätzliches: Auf Dauer kann sich die Politik nicht vor der Bevölkerung verstecken. Und für die Kirchen stellt sich die Frage: Ob wir nicht zu lange unsere friedensethischen Anmerkungen mit höflicher Diskretion und Zurückhaltung vorgetragen haben, anstatt etwas direkter, schwungvoller und mit mehr Nachdruck auf die Probleme aufmerksam zu machen?


Großes Jugendtreffen auf dem Petersplatz

70.000 Jugendliche haben vor Ostern an einem bunten Treffen mit dem Papst teilgenommen: Es war der Weltjugendtag, begangen auf der Ebene des Bistums Rom. Mit Bussen waren Jugendliche aus vielen Teilen Italiens nach Rom gekommen; auf dem Petersplatz feierten sie zwischen Palmzweigen, die schon für den kommenden Palmsonntag hier aufgestellt worden sind. 70.000 Jugendliche waren gekommen, die Begrüßung des Papstes aber sprach Kardinal Agostino Vallini, Generalvikar des Bistums Rom: „Heiliger Vater, die Jugendlichen lieben Sie und danken Ihnen für das Zeugnis des Glaubens, das Sie in diesen Tagen geben, inmitten von Prüfungen und Unverständnis“. Es sollte die einzige Anspielung auf die Missbrauchs-Skandale sein; auf der Piazza gab es Beifall für seine Worte.


Die polnischen Bischöfe verteidigen ihre Linie im Kampf gegen Missbrauch.

Jeder Fall sei einer zu viel, sagte der Sprecher der Bischofskonferenz, Jozef Kloch. Gleichzeitig verwies er auf die Eigenständigkeit der einzelnen Bistümer in diesen Fällen. Der Wille zu ehrlicher Aufklärung werde „viel zu oft als Illoyalität gegenüber der Kirche ausgelegt“, kritisierte der Sprecher der „Kidprotect Foundation“, Jakub Spiewak. Im Unterschied zu seinen westlichen Nachbarn liege Polen im Hinblick auf die Testung der psychologischen Eignung seiner Priesteramtskandidaten noch weit zurück, bemängelte der Kolumnist und Jesuit Jacek Prusak.


Umfrage: Vertrauen in katholische Kirche gesunken

Hamburg (epd). Nach dem Bekanntwerden der vielen Missbrauchsfälle ist das Vertrauen der Deutschen in die katholische Kirche und den Papst laut einer am 24. März veröffentlichten »Stern«-Umfrage stark gesunken.
Danach vertrauen nur noch 17 Prozent der katholischen Kirche und nur 24 Prozent dem Papst. Sechs Wochen zuvor hatten noch 29 Prozent ungebrochenes Vertrauen in die Kirche, 38 Prozent in Papst Benedikt bekundet.

Forsa hatte für den »Stern« 1.508 Personen vom 17. bis 19. März 2010 befragt.
Auch unter den Katholiken sei das Vertrauen in den Papst von Ende Januar bis Mitte März von 62 auf 39 Prozent gesunken, das Vertrauen in die katholische Kirche von 56 auf 34 Prozent, hieß es weiter. Von den konfessionslosen Deutschen haben den Angaben zufolge nur fünf Prozent Vertrauen in die katholische Kirche.
Dem Image der evangelischen Kirche hat der Rücktritt der EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann anscheinend nicht geschadet. Ihr bekunden 42 Prozent aller Deutschen Vertrauen, im Vergleich zu 44 Prozent Ende Januar. Betrachtet man nur die Protestanten, so blieb deren Vertrauensquote mit 65 gegenüber 64 Prozent stabil.


Abt Werlen: „Es geht nicht um Sexualität“

In unserem Wocheninterview haben wir den Schweizer Benediktinerabt Martin Werlen gefragt, ob die Fokussierung auf die Kirche nicht einfach eine Medienkampagne sei. Abt Werlen ist bei der Schweizer Bischofskonferenz für die Bereiche „Sexuelle Übergriffe in der katholischen Kirche“ sowie „Medien“ zuständig.
„Ganz entscheidend ist, dass wir als Kirche unseren Fokus von den Medien wegnehmen und auf die Schwierigkeiten, die wir tatsächlich in unserer Kirche haben, uns fokussieren und angehen. Das Problem, das wir haben sind nicht die Medien. Das Problem, das wir haben, ist ein Problem in den eigenen Reihen unserer Kirche. Auch wie wir mit Übergriffen in der Vergangenheit umgegangen sind. Und auch wenn das nicht an die Öffentlichkeit gekommen wäre, ist das Problem da. Und diese ganzen Fragen haben unsere Glaubwürdigkeit in den vergangenen Jahrzehnten massiv beschädigt, auch wenn es nicht öffentlich war. Es ist eigentlich traurig, dass uns die Medien zu diesem Sprung helfen mussten, dass wir das angehen, aber jetzt sollten wir eigentlich dankbar sein und uns dieser Herausforderung stellen.“

In der Schweiz gibt es ein bischöfliches Fachgremium, das sich mit den Missbrauchsfällen auseinandersetzt.

„Diese Einrichtungen haben sich sehr bewährt. Allerdings ist mit einem Fachgremium oder einem Schreiben mit Richtlinien die Mentalität noch nicht geändert. Ein sexueller Übergriff ist immer sexualisierte Gewalt, sexualisierte Macht. Und das größte Problem, das wir in der Kirche haben und das fällt uns noch schwieriger, das anzugehen als die Sexualität, ist das Problem der Macht. Es ist ein Missbrauch von Macht und das ist ein Problem, das uns als Christen auch sehr beschäftigen müsste, weil es gerade das Problem (der Umgang mit Macht) ist, das Jesus Christus auch direkt anspricht.“ (rv)


Fundsachen

Chorleiter Theobald Schrems buhlte bereits 1933 darum, „dem Führer ein Ständchen” darbringen zu dürfen. Er durfte, hatte er doch in Aussicht gestellt: „Unsere Buben würden alle…im Braunhemd erscheinen.” Die Domspatzen wurden fortan von höchster Stelle protegiert und subventioniert, sie sangen am Grab von Horst Wessel, am Obersalzberg, in der Kathedrale Notre-Dame im besetzten Paris, in einem Veit-Harlan-Film (um nur die glanzvollsten Auftritte zu nennen).
Florian Sendtner über die Regensburger Domspatzen, in: konkret 4/2010, 20.

Und unvergesslich blieb ihm, wie eine Nonne zum Schlagen der Schüler, die die Rosenkranzgebete nicht auswendig gelernt hatten, kein Lineal benutzt, sondern das Kreuz von der Wand genommen hatte – was ihm als Kind durchaus als konsequente Maßnahme vorgekommen war.
Artur Becker, Wodka und Messer - Lied vom Ertrinken, Weissbooks, Frankfurt/Main 2008, S.41.

È bella la croce, ma ancor più bello il Calvario!
Prospero Cardinal Lambertini (später Papst Benedikt XIV., bekannter Kanonist) beim Anblick eines großen goldenen Kreuzes auf einem noch größeren Dekolleté.


Gut 3.000 Besucher sind zum Buß- und Klagegottesdienst

Anlässlich der Missbrauchsfälle in der Katholischen Kirche am Mittwoch vor Gründonnerstag in den Wiener Stephansdom gekommen. Geplant war bei dem außertourlichen Gottesdienst auch ein Schuldbekenntnis durch Kardinal Christoph Schönborn. Die Liturgie wurde von Kirchenkritikern mitgestaltet. Das Leitmotiv der Messe lautet "Ich bin wütend, Gott!" Bereits eine Stunde vor dem Bußgottesdienst drängten die Besucher in den Stephansdom. Vor dem Altar wurden Kerzen für die Missbrauchsopfer angezündet. Dompfarrer Toni Faber sagte, er hoffe auf einen "Reinigungsprozess" in der Kirche und auf ein Ende der "strukturellen Vertuschung". Hans Peter Hurka von der kritischen Plattform "Wir sind Kirche" sieht in dem Klage- und Bußgottesdienst und insbesondere dem Schuldbekenntnis Kardinal Schönborns zumindest ein Zeichen.

Der Innsbrucker Diözesanbischof Manfred Scheuer sagte, die Kirche habe Schuld auf sich geladen. "Wir sind - auch - Täter", zitierte die Pressestelle der Diözese aus der Predigt. Es gelte, das Versagen, die Verbrechen, den Scherbenhaufen anzuerkennen und anzunehmen und sich in erster Linie den Opfern zuzuwenden, meinte der Bischof. Nur wer Schuld annehme, dem könne sie auch vergeben werden. Scheuer forderte außerdem alle Gläubigen, speziell aber die Priester und Diakone, dazu auf, aus den "Denkschablonen der Anklage und der Resignation" auszubrechen.


Giovanni Trapattoni neuer Fußballtrainer der vatikanischen Fußballmannschaft

Die Ernennung erfolgte durch Kardinalstaatsekretär Tarcisio Bertone. Der 71-jährige Katholik betreut derzeit noch die Irische Fußballnationalmannschaft. Bertone habe ihn ausgewählt, weil Trapattoni als sehr frommer Gläubiger und erfolgreicher Sportler gilt. Die Mannschaft besteht aus Schweizergardisten, päpstlichen Räten und Museumswächtern. Als derzeit bester Spieler gilt Joao Bento von der brasilianischen Radio Vatikan-Redaktion.


Der Benediktiner-Abt von Einsiedeln, Martin Werlen,

kann sich vorstellen, die Bestimmungen des orientalisch-katholischen Kirchenrechts zur Ehe der Priester auf die lateinische Kirche auszudehnen. Das Kirchenrecht für 22 kleine orientalisch-katholische Kirchen erlaubt wie die orthodoxen Kirchen die Weihe von verheirateten Priestern, nicht aber die Heirat von bereits geweihten Priestern. Für Werlen zeigt die Diskussion der letzen Wochen, „dass wir es als Kirche nicht fertig bringen, die ehelose Form als Form der Nachfolge Christi zu verkünden. Wir bringen es nicht fertig, das als ‚Good News? in die Welt zu bringen“. Der Zölibat werde als Gesetz wahrgenommen, nicht als Charisma. Werlen, der Mitglied der Bischofskonferenz ist, erklärte, er sei gegen die Abschaffung des Zölibats. Aber durch einen einfachen Schritt könne man „etwas Großartiges machen“: „Das Kirchenrecht, das wir in den orientalischen Kirchen haben, auszuweiten auf das lateinische Recht“. Dann gäbe es nebeneinander sowohl die Wertschätzung für verheiratete wir für unverheiratete Priester. Werlen hofft, damit auf die wesentlichen Fragen zurückkommen und wieder mehr „Good News“ in den Vordergrund rücken zu können.


Gemischte Reaktionen auf Kardinal Angelo Sodanos Rede

Zum Auftakt des Gottesdienstes ergriff der Vorsitzende des Kardinalskollegiums am Sonntag vor Zehntausenden Gläubigen das Wort und erklärte demonstrativ, Benedikt XVI. könne sich des Rückhalts der Gemeinde sicher sein. „Heiliger Vater, das Volk Gottes ist mit dir und wird sich nicht von dem unbedeutenden Geschwätz dieser Tage beeinflussen lassen“, sagte Kardinal Angelo Sodano dem Papst. Die Kardinäle, Kurienmitarbeiter und Bischöfe weltweit stünden hinter ihm, vor allem aber die „400.000 Priester, die großherzig dem Volk Gottes dienen“. US-Opferverbände kritisieren diese Rede, da Sodano nichts über die Missbrauchsopfern gesagt habe. Sodano bezog sich mit der Solidaritätsbekundung auf die gegen den Papst erhobenen Vorwürfe, dieser habe als Erzbischof und Kardinal im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal persönlich durch Untätigkeit Schuld auf sich geladen. (kipa/rv/spiegel)


Deutschland: Missbrauchs-Hotline registriert über 13.000 Anrufe

Die seit 06. April 2010 frei geschaltete Beratungs-Hotline der katholischen Kirche zu sexuellem Missbrauch hat in den ersten Tagen einen regelrechten Ansturm erlebt. Insgesamt 13.293 Anrufsversuche seien in der vergangenen Woche registriert worden. Das gab der Sprecher des Bistums Trier, Stephan Kronenburg, im Interview mit dem Kölner Domradio an. Die zuständigen Psychologen und Sozialpädagogen hätten Dienstag, Mittwoch und Donnerstag allein 394 Beratungsgespräche geführt, die zwischen fünf Minuten und einer Stunde gedauert hätten.


Papst: „Missbrauchsskandal verpflichtet zur Buße“

Papst Benedikt XVI. sieht angesichts des Missbrauchsskandals die Notwendigkeit zur Buße und Reue. Wörtlich sagte er in einer Messe mit der vatikanischen Bibelkommission an diesem Donnerstag:

„Wir Christen haben auch in jüngster Zeit oft das Wort Buße vermieden, weil es uns zu hart schien. Jetzt, unter den Angriffen der Welt, die uns unsere Sünden vorhalten, erkennen wir, dass Buße tun zu können eine Gnade ist, und wir sehen, wie notwendig das Büßen ist.“

Die damit verbundenen Leiden bewirkten Reinigung und Wandlung, betonte der Papst.

„Dieser Schmerz ist Gnade, weil er Erneuerung bedeutet. Es geht darum, sich der göttlichen Barmherzigkeit und der Vergebung zu öffnen, so das Kirchenoberhaupt.“
Zugleich sprach der Papst von einer „subtilen oder auch weniger subtilen Aggression gegen die Kirche“. Auch ohne totalitäre Regime herrsche ein Druck, so zu denken, wie alle denken. Die Angriffe auf die Kirche zeigten, „wie dieser Konformismus wirklich eine echte Diktatur sein kann“. (rv/kipa)


Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK e.V.) kritisiert plumpe Ablenkungsmanöver einiger Amtsträger

Berlin, 15.4.2010
Mit Bestürzung nimmt die Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) konservative Tendenzen in der römisch-katholischen Kirche wahr, mit denen Homosexualität in Verbindung mit dem fortdauernden Skandal sexualisierter Gewalt in dieser Kirche gebracht werden soll. Einen solchen Zusammenhang herzustellen ist ungeheuerlich, so Thomas Wunsch von der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche. Gelebte Liebesbeziehungen von erwachsenen Menschen sind etwas völlig anderes als der Missbrauch des Vertrauens, das Menschen in Priester, Ordensleute und Heimerzieher setzten.

Es ist skandalös, dass es die römisch-katholische Kirche nicht geschafft hat, den Menschen eine frohe Botschaft zu vermitteln. Viele Personen, nicht nur Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle, so der HuK-Vertreter, seien von der Amtskirche enttäuscht und könnten mit Aussagen wie denen des Essener Bischofs Overbeck in einer ARD-Sendung nichts anfangen. Man habe absolut den Eindruck, in der Leitung der Kirche sowie der Ausbildung der Priester gehe es drunter und drüber. „Nichts ist gut in Rom“, so Thomas Wunsch. Fünf Jahre Papst Benedikt XVI. bedeuteten hier auch fünf Jahre Stillstand.

Einzelne Kirchenvertreter versuchten anscheinend, von der chaotischen Organisationsstruktur im Vatikan wie auch auf unteren Ebenen abzulenken und stattdessen Menschen zu diskreditieren, die einvernehmlich in homosexuellen Beziehungen leben. Was schon deswegen dumm ist, weil anerkannte Fachleute aus der Seelsorge sowie der Mitarbeiterbegleitung darauf hinweisen, dass einige derer, die sexuelle Gewalt im Umfeld der Kirchen ausüben, unreife Persönlichkeiten sind. Geringe Kommunikation, fehlende fachliche Begleitung und Qualitätsprüfung sowie zögerliche Bereitschaft zur Aufklärung und fehlende Empathie für die Opfer – das sind die Baustellen, mit denen es die römisch-katholische Kirche zu tun hat. Die Kirche braucht eine veränderte Sexualmoral und veränderte Amtsstrukturen, keine Sündenböcke.

In der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche organisieren sich deutschlandweit seit über 32 Jahren selbstbewusste und frohe Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle in den Kirchen; es geht ihnen um Gemeinschaft sowie um Befreiung aus Angst und Isolation.


Wegen Volksverhetzung

hat das Amtsgericht Regensburg am Freitag den britischen Traditionalistenbischof Richard Williamson zu einer Geldstrafe von 10.000 Euro verurteilt. Der Bischof der Piusbruderschaft, der nicht persönlich erschienen war, hatte in einem Interview die Zahl der von den Nazis ermordeten Juden auf höchstens 300.000 beziffert und die Existenz von Gaskammern bestritten. Das Gespräch mit dem schwedischen Fernsehen war in einem Priesterseminar der traditionalistischen und von Rom nicht anerkannten Piusbruderschaft im bayerischen Zaitzkofen Ende 2008 geführt worden. Williamsons Anwalt will das Urteil anfechten. Der Holocaust sei eine historisch anerkannte Tatsache, die von Williamson auf deutschem Boden bewusst geleugnet und verharmlost worden sei, begründete Richterin Karin Frahm das Urteil. Das Gericht sah es zudem als erwiesen an, dass der Bischof mit der Veröffentlichung seiner Aussagen in Deutschland gerechnet habe und sich mit diesen auch bewusst an die Deutschen habe wenden wollen. Die „Verblendung des Angeklagten“ schließe den bedingten Vorsatz nicht aus. - Die Verhandlung war nötig geworden, nachdem Williamson im November 2009 über seinen Anwalt Einspruch gegen einen Strafbefehl über 12.000 Euro eingelegt hatte. (kna)


Der Augsburger Bischof Walter Mixa hat indirekt eingeräumt, dass er in seiner Zeit als Stadtpfarrer Jugendliche geohrfeigt hat.

Gleichzeitig dementierte er aber die gegen ihn vorgebrachten Prügelvorwürfe. Zu der Aussage, zu keinem Zeitpunkt „Ohrfeigen nicht ausgeschlossen, körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche“ angewandt zu haben, stehe er. Das erklärte Mixa laut seiner Pressestelle am Freitag in Augsburg. Er habe niemanden schwer körperlich gezüchtigt. Falls es zu Ohrfeigen gekommen sei, bedauere er das heute aufrichtig. Wörtlich sagte der Bischof: „Wenn jetzt das Thema auf die Frage nach Ohrfeigen zugespitzt wird, will ich ganz ehrlich sagen, dass ich als langjähriger Lehrer und Stadtpfarrer im Umgang mit sehr vielen Jugendlichen die eine oder andere „Watsch’n“ von vor zwanzig oder dreißig Jahren natürlich nicht ausschließen kann.“ Damals sei dies „vollkommen normal gewesen“. Seit dem 31. März werfen ehemalige Heimkinder des Kinder- und Jugendzentrums St. Josef in Schrobenhausen dem Bischof vor, sie in den 1970er und 1980er Jahren mit Faust, Stock und Teppichklopfer geschlagen zu haben. Medienberichten zufolge liegen mindestens sieben eidesstattliche Erklärungen von mutmaßlichen Opfern vor. Mixa war von 1975 bis 1996 Stadtpfarrer von Schrobenhausen. (kipa)

Zahlreiche Gegenstände sind von der Pfarrei, der Bischof Mixa vorstand, eingekauft und über die Waisenhausstiftung Schrobenhausen bezahlt worden - was unzulässig war.
Satzungswidrige Verwendung von Finanzmitteln für Dritte:
Uhren-Reparatur für 940,46 DM
Zimmereinrichtung für 21.000 DM
Bischofsring für 3.854,34 DM
Stiftungsfremde Anschaffungen:
Solarium und Extra-Röhren für 6.051,73 DM
Kunstgegenstände für 136.500 DM, die aber nur 68.500 DM wert waren
Weine für 11.114,42 DM
Korkenzieher für 279,9 DM
Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2010-04/mixa-ohrfeigen-finanzen


Der Vorsitzende der Dt. Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, erklärt zum Rücktrittsgesuch des Bischofs von Augsburg, Dr. Walter Mixa

„Bischof Dr. Walter Mixa hat dem Heiligen Vater den Verzicht auf das Amt des Bischofs von Augsburg und des Militärbischofs der Bundesrepublik Deutschland angeboten. Dieser schwere Schritt verdient Respekt. Durch ihn will der Bischof der Kirche von Augsburg einen Neuanfang ermöglichen. Die Deutsche Bischofkonferenz anerkennt die Entscheidung des Augsburger Bischofs. Wir haben unserem Mitbruder viel zu verdanken: Sowohl in seiner Zeit als Bischof von Eichstätt (1996 – 2005) als auch seit 2005 als Bischof von Augsburg.

Als Mitglied der Pastoralkommission, als stellvertretender Vorsitzender der Liturgiekommission und als Mitglied der Kommission für Ehe und Familie hat Bischof Walter Mixa unserer Arbeit vielfältige Impulse gegeben. Eine besondere Anerkennung verdient sein sehr engagierter Einsatz als katholischer Militärbischof der Deutschen Bundeswehr.

Persönlich hatte ich Bischof Dr. Mixa, zusammen mit dem zuständigen Metropoliten, Erzbischof Dr. Reinhard Marx, zu bedenken gegeben, ob er nicht durch eine Zeit geistlicher Einkehr in der schwierigen Situation im Bistum Augsburg eine Atmosphäre größerer Sachlichkeit schaffen und neue Kräfte sammeln könne. Die jetzige Entscheidung von Bischof Mixa bedeutet einen Verlust für unsere Bischofskonferenz.“


Mit deutlichen Worten hat der Trierer Bischof Stephan Ackermann den sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch Priester verurteilt.

„Priester haben das Vertrauen von Menschen auf grausamste Weise verraten“, beklagte Ackermann am Mittwoch in Trier. Anders als früher glaube er nicht mehr, dass derjenige, der getauft und zum Priester geweiht worden sei, schon automatisch bei Jesus angekommen sei, so Ackermann, der Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Fälle sexuellen Missbrauchs ist. Er kritisierte auch „Fehler in der Kommunikation der Bischöfe und auch von Rom aus“. Opfer sexuellen Missbrauchs litten oft ihr ganzes Leben lang, sagte der Bischof. Mit Blick auf den Vulkanausbruch in Island sagte er, man könne den Eindruck haben, dass nun auch in Sachen sexuellen Missbrauchs durch Priester eine „Kruste“ aufgebrochen sei. „Eine giftige, stinkende Wolke entlädt sich“, sagte Ackermann. (kna)


Belgien: Der Bischof von Brügge, Roger Joseph Vangheluwe, ist wegen Missbrauchs zurückgetreten.

Benedikt XVI. hat den Rücktritt umgehend angenommen. Vangheluwe gesteht, dass er als Priester und auch noch in seiner ersten Zeit als Bischof „einen Jungen sexuell missbraucht“ hat. Das Opfer sei „davon immer noch gezeichnet“. Er habe das Opfer und seine Familie „in den letzten Jahrzehnten mehrmals um Verzeihung gebeten“: „Aber das hat ihm keinen Frieden gegeben“, so der Bischof wörtlich. Und auch er sei „nicht im Frieden mit mir selbst“. Der „Mediensturm dieser letzten Wochen“ habe „das Trauma verstärkt“: So könne es „nicht mehr weitergehen“. Vangheluwe wörtlich: „Ich bedaure zutiefst, was ich getan habe, und bitte ehrlich um Entschuldigung beim Opfer, seiner Familie, bei der ganzen katholischen Gemeinschaft und der Gesellschaft allgemein.“ Die Familie des Opfers hatte sich zu Wochenbeginn schriftlich an die Bischöfe gewandt. Diese forderten Vangheluwe daraufhin zum Rücktritt auf. Erzbischof André-Joseph Léonard von Brüssel meinte am Freitag bei einer Pressekonferenz unter Tränen: „Bei Missbrauch gibt es keine Winkelzüge. Wir sind uns der Vertrauenskrise bewusst.“ Er hoffe, dass diese Deutlichkeit helfe, dem Opfer seine Würde zurückzugeben und dass sie zu seiner Genesung beitrage. Wenn der Bischof von Brügge nicht von sich aus seinen Rücktritt angeboten hätte, dann hätten die belgischen Bischöfe beim Vatikan ein Amtsenthebungsverfahren gegen ihn beantragt, so Léonard. - Vangheluwe wurde 1936 in Roeselare geboren. 1963 wurde er zum Priester geweiht. Er lehrte anschließend Theologie am Priesterseminar in Brügge. In der Belgischen Bischofskonferenz war er unter anderem für die karitative Arbeit der katholischen Kirche zuständig. (rv/ansa/kipa)


Weber plädiert für gemeinsames Abendmahl

Bei evangelisch verantworteten Mahlfeiern auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag in München sind alle getauften Christen zum gemeinsamen Abendmahl eingeladen. Das hat der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), der Braunschweiger Landesbischof Friedrich Weber, am Donnerstag in Frankfurt gegenüber Journalisten angekündigt. „Wir wollen damit nicht gegen römisch-katholische Regeln verstoßen, sondern unseren Überzeugungen treu bleiben“, so Weber weiter. Der Vorsitzende der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller, nannte dies „etwas taktierend uns gegenüber“ und verwies auf die ablehnende Haltung der katholischen Kirche. Er machte deutlich, dass Katholiken in einem „tiefen Sinn“ an evangelischen Abendmahlsfeiern teilnehmen könnten, ohne das Abendmahl zu empfangen. – Die reformatorischen Kirchen in Europa praktizieren seit 1973 untereinander Abendmahlsgemeinschaft und laden dazu auch andere Getaufte ein. Die katholische Kirche versteht die Gemeinschaft am Altar als Ausdruck der Einheit in Glauben und Lehre. Zur Kommunion sind daher in der Regel nur Katholiken zugelassen. Nach katholischer Lehre ist ihnen die Teilnahme an protestantischen Abendmahlsfeiern untersagt. (kipa)


Die im AK Ökumene kooperierenden kirchlichen Reformgruppen begrüßen die klaren Aussagen von Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber,

Catholica-Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), beim "Frankfurter Konfessionsgespräch".
Bischof Weber stellte in seinem Statement unter anderem fest: "In der Lehre vom Abendmahl liegen zwischen römisch-katholischer Kirche und evangelisch-lutherischen Kirchen keine aktuellen Gegensätze von kirchentrennender Bedeutung vor. (...) Wir werden nicht gemeinsam mit römisch-katholischen Amtsträgern eine Abendmahlsfeier veranstalten. Gleichzeitig werden wir aber auf dem Ökumenischen Kirchentag bei evangelisch verantworteten Abendmahlsfeiern alle getauften Christen zum Abendmahl einladen, wie wir es sonst auch tun. Wir wollen damit nicht gegen römisch-katholische Regeln verstoßen, sondern unseren Überzeugungen treu bleiben."
Exakt mit dieser Motivation hatte der AK Ökumene bereits beim 1. Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin zu Gottesdiensten mit "eucharistischer Gastfreundschaft" in die Evang. Gethsemanekirche eingeladen.

Bischofs Webers Klarstellung bewegt sich auf der Höhe des theologischen Diskurses und stellt eine Bestätigung und Bestärkung der langjährigen und innovativen Arbeit der Reformgruppen dar, die immer wieder von ängstlichen und antiökumenischen Kreisen diffamiert wird. Sie ermuntert zugleich dazu, gemeinsam mit vielen tausend Christinnen und Christen in München "eucharistische Gastfreundschaft" zu praktizieren - wie es in vielen Gemeinden längst selbstverständlich ist.

Medienwirksame Inszenierungen wie die geplante "orthodoxe Brotsegnung an tausend Tischen" können nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Blockieren der längst möglichen Fortschritte durch die römische Kirchenleitung aus rein kirchenpolitischem Machtkalkül eine große Belastung für diesen 2. Ökumenischen Kirchentag darstellt.


„Legionäre Christi“ müssen sich neu definieren

Die „Legionäre Christi“ benötigen eine Neudefinierung ihres Charismas. Das ist eine der Schlussfolgerungen, die die fünf beauftragten Bischöfe der Apostolischen Visitation dem Papst anvertraut haben. Der Papst versichere den Mitgliedern der „Legionäre Christi“ und der dazugehörenden Bewegung „Regnum Christi“, dass die Kirche sie nicht alleine lasse.

Papst Benedikt XVI. werde den „Legionären Christi auf dem Weg der Reinigung“ beistehen, Dazu zähle auch die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle innerhalb der Kongregation, die durch den Gründer Marcial Maciel Degollado (1920-2008) geschehen sind. Auch müsse das Aufbausystem der „Legionäre Christi“ neu überdacht werden. Dem Papst sei es wichtig, dass „der Enthusiasmus vieler Mitglieder weiter bestehen“ bleibe. Der Gründer der „Legionäre“, der mexikanische Priester Marcial Maciel Degollado, soll zahlreiche minderjährige Seminaristen sexuell missbraucht haben. Außerdem habe er mit zwei Frauen mindestens drei Kinder gezeugt, wie der Orden erst kürzlich in einer offiziellen Entschuldigung mitteilte.


Die Bischöfe von Belgien haben mit Bestürzung die Beweggründe des Rücktritts von Bischof Roger Vangheluwe zur Kenntnis genommen.

Das gab die Bischofskonferenz im Anschluss an ihre monatliche Zusammenkunft in Mechelen bekannt. Die Oberhirten haben Verständnis, dass das Vertrauen vieler Mitchristen in die Kirche erschüttert sei. Sie setzen „ihr ganzes Vertrauen“ in die Arbeit der „Kommission für die Bearbeitung von Klagen über sexuellen Missbrauch im kirchlichen Raum“. Diese Kommission wird vom belgischen Professor und Kinderpsychiater Peter Adriaenssens geleitet. Vangheluwe hatte in seiner Erklärung zu seinem Rücktritt vor einer Woche den Missbrauch eines Minderjährigen aus seiner näheren Umgebung sowohl vor als auch nach seiner Bischofsernennung gestanden.


Luxuriöser Umbau für den Bischof

Der Passauer Bischof Wilhelm Schraml gerät in die Kritik: Der Spiegel berichtet: Für 500.000 Euro baue das Bistum in dem oberbayerischen Wallfahrtsort Altötting derzeit ein Palais um - ganz in der Nähe der von Pilgern verehrten Schwarzen Madonna.

280 Quadratmeter seien für die bischöfliche Wohnung vorgesehen. Außerdem solle es einen Gästebereich und ein Apartment für die Haushälterin geben. Im Palais befindet sich auch ein Pilgermuseum von Papst Benedikt XVI., das Schraml für 3,3 Millionen Euro habe herrichten lassen.

In einem Brief an den Papst und das Ordinariat in Passau fordert die neugegründete Gruppe "Besorgte Christen" den Rückzug des Bischofs vom Amt, wie der Spiegel berichtet. Die Vereinigung wirft Schraml auch vor, die Mitarbeit der Laien zu missachten und selbstherrliche Personalentscheidungen zu treffen.

Die Kosten für den Altersruhesitz werden nach Spiegel-Informationen aus einer Sonderkasse des Bischöflichen Stuhls bezahlt. Sie seien nicht unverhältnismäßig, zitiert das Magazin einen Bistumssprecher. Außerdem werde der 74-jährige Schraml erst zu gegebener Zeit entscheiden, ob er tatsächlich nach Ende seiner Amtsperiode aus Passau nach Altötting umzieht.


© imprimatur Juli 2010
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