Im „Passauer Bistumsblatt“ vom 27. Dezember 2009 wird die große Freude verkündet:
„Weg in die Zukunft ist beschritten“

Zu diesem Bericht - es geht um die Zusammenlegung einiger Dekanate - schreibt uns ein Leser aus dem Bistum Passau seine Einschätzung.

Die Dekanatsreform 2010 in der Diözese Passau wird wie eine Erfolgsstory dargestellt. Doch Schwerpunkt dieser „Reform“ ist die neue Form der Wahl der Dekane:

Statt dass die Priester und Hauptamtlichen wie bisher selbst ihren Dekan wählen und der Bischof diese Wahl sozusagen nur „abnickt", will der Bischof künftig selbst aus einem Dreiervorschlag aus dem Dekanat einen Kandidaten auswählen; er muss sich aber nicht an diesen Vorschlag halten.

Ein Hintergrund dürfte sein, dass der derzeitige Bischof Wilhelm Schraml von den mehrheitlich älteren Priestern seiner Diözese, aus denen üblicherweise der Dekan gewählt wird, nicht so geschätzt wird, wie er es sich wünscht. Künftig kann er dann ihm genehme Dekane einsetzen, und Schramls Nachfolger kann sich der neuen Strukturen bedienen, ohne sich dem Unmut seiner Priester über diese Art der "Reform" aussetzen zu müssen.

Bischof Schraml (vorher 16 Jahre Weihbischof in Regensburg, gilt als Protegé von Kardinal Meisner) sollte ab 2002 offensichtlich die zuvor „fortschrittliche" Diözese Passau wieder auf den "rechten Weg" bringen. Sein Vorgänger, der populärere Franz Xaver Eder, hatte einen vielbeachteten, aber für Rom zu laienfreundlichen Pastoralplan in Kraft gesetzt und war außerdem einer der wenigen Bischöfe, die in der Frage der Schwangerenberatung bis zuletzt nicht "eingeknickt" sind, wie die Mehrzahl der damaligen Bischöfe. Der „alte“ Pastoralplan existiert inzwischen nur mehr auf dem Papier.

Es gibt Ähnlichkeiten mit den in Imprimatur, Heft 5, 2009 beschriebenen Verhältnissen in der Diözese Limburg. Auch diese hatte mit Bischof Kamphaus einen "standfesten" und laienfreundlichen Bischof - und bekam als dessen Nachfolger Tebartz-van Elst - auch für den "rechten Weg"? Wie in Limburg wurde die Reform in Passau weitgehend über die Köpfe der Betroffenen hinweg dekretiert.

Bischof Schraml wird demnächst 75 Jahre alt (Juni 2010); eine Verlängerung seiner Amtszeit - wegen besonderer Linientreue - wird von Vielen vermutet. Das Rücktrittsgesuch seines Vorgängers wurde dagegen umgehend angenommen. Altbischof Eder (Jg. 1925) wohnt, einigermaßen gesund, immer noch in Passau - und wird von Schraml auf unerfreuliche Weise ignoriert. - Schraml selbst bereitet inzwischen seinen Altersruhesitz in Altötting vor.

Ist dieses "Passauer Modell" der Dekanewahl als Versuchsballon gedacht - in einem Bistum mit einem willigen Bischof, der nicht mehr viel zu verlieren hat - auf dem Weg zu noch mehr Zentralismus? Das neue Modell würde sich ja allgemein dazu eignen, den Einfluss von älteren Priestern, die noch vom Konzil beeinflusst sind, zu verringern und verstärkt auf die jüngeren zu setzen, die von den Vorstellungen des Konzils nur mehr wenig Ahnung haben.

Wie man sich diesbezüglich den Priesternachwuchs künftig verstärkt erziehen will - unkritischer und im Gegensatz zu den älteren Priestern weniger vom „Säkularismus“ beeinflusst - zeigt eine Ansprache des Sekretärs der Kongregation für das Katholische Bildungswesen (für die Seminare und Studieneinrichtungen), des Erzbischofs Jean-Louis Brugues OP, vor den Rektoren der päpstlichen Seminarien am 16.03.09, s. Google, zenit.org article-18048 und zenit.org article-18062, „Priesterausbildung am Scheideweg“, Teil 1 und 2.

Dort steht übrigens auch, wie man in Rom die religiöse Vorbildung der „jungen Männer, die in unsere Seminare kommen“ einschätzt.


© imprimatur April 2010
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